Open Educational Ressources für einen kritischen, postdigitalen Kunstunterricht
DIGITAL DIDACTICS IN ART EDUCATION ist eine mehrsprachige OER-Plattform (Open Educational Ressources), die einen kuratierten Überblick über leicht zugängliche digitale TOOLS für das künstlerische Arbeiten, die Kunstpädagogik sowie die Kunst- und Designvermittlung bietet. Zusätzlich stellt die DIDAE-Plattform eigens entwickelte und erprobte Unterrichtsideen (IDEAS) zur Verfügung, die diese TOOLS einsetzen.
In diesem Saloon werden zunächst Einblicke in die Entwicklung und den Aufbau der Plattform gegeben. Zusammen mit Expert*innen werden anschließend konkrete Einsatzmöglichkeiten in den Blick genommen. Im Anschluss wollen wir gemeinsam mit allen Teilnehmenden die Seite erkunden und ausprobieren und die Nutzung im Sinne eines inklusiven, post/digitalen Kunstunterrichts reflektieren.
Für die Erkundung der Plattform bitten wir darum digitale Endgeräte mitzubringen.
Zur Website: https://didae.eu/
Die Plattform DIGITAL DIDACTICS IN ART EDUCATION ist das Ergebnis des Erasmus+ Projekts DIDAE, ein Forschungsprojekt von fünf europäischen Universitäten (Akademie der bildenden Künste Wien, Hochschule der Künste Bern, Moholy Nagy Universität für Kunst und Design Budapest, Universität zu Köln, Willem de Kooning Akademie Rotterdam). Weitere Infos zur Seite und zum Forschungsprojekt finden sich unter https://didae.eu/de/about/ bzw. unter https://didae.akbild.ac.at/.
mit Claus Zirwes (Medienberater Köln), Delfina Weidner (Studentin Lehramt Kunst und studentische Mitarbeiterin), Torsten Meyer (Prof. Kunst und ihre Didaktik mit Schwerpunkt aktuelle Medienkultur), Konstanze Schütze (Jun.-Prof.‘in Kunst Medien Bildung), Gesine Hopstein (StRin i.H. Kunst und ihre Didaktik)
Veranstalter:innen & Moderation:
Jane Eschment (Praxissemesterbeauftragte in der Ästhetischen Erziehung/ Universität zu Köln): jane.eschment@uni-koeln.de
Gesine Hopstein (Praxissemesterbeauftragte im Fach Kunst / Universität zu Köln): ghopste1@uni-koeln.de
Prof. Dr. Gesa Krebber (Kunstakademie Münster): krebber@kunstakademie-muenster.de
Diese Saloon-Veranstaltung findet am 26.04.2023 von 18-19:30h im THEATER (Raum 2.212) statt. Eine Teilnahme für externe Interessierte oder für Studierende, die nicht in Präsenz anwesend sein können, ist zudem über Zoom möglich.
Bitte wenden sie sich als externe Person für den Zoomlink rechtzeitig an die Veranstalterinnen. Studierende finden den Zoomlink bei Bedarf über ihren Iliaskurs.
26. April 2023
18-19:30 Uhr
THEATER (Raum 2.212)
Curating digital art seems quite an adventure given the wide set of used visual languages, messages, themes, narratives, online and offline projects, coding and often changing perspectives. Now that the term ‚Post internet Art‘ is almost 15 years old, it’s interesting to look back on how exhibition builders, curators and museums were and are dealing with the subject. Especially in periods where there is a growing interest in older Net Art, while in the meantime AI generated art, NFT’s an other digital art forms are the talk of the town in media, fairs or festivals. Parallel to that, museums and exhibitions spaces all over the world are trying to foster new audiences due to disappointing visitor numbers and the fact that newer generations are dropping out of traditional cultural consumption. To tackle the latter researchers as Patt Villeneuve and Ann Love (Florida State University) are suggesting a more participative and audience oriented praxis for museums and curators with a four dimensional model. Based on exhibitions projects that I curated as ‚SCREEN IT‚, ‚ME, MYSELF & I‚ and the upcoming ‚CTRL-X‘, I will discuss these challenges and methods of multidimensional curating within the context of digital art, relationships with artist (and art works), audience development & how artists and researchers can team up in creating art works.
Pieter Jan Valgaeren is a curator, researcher and lecturer. From his background in art history and law he specialized in new media, hybrid art forms, technology and intellectual property. He published on different topics such as IP rights in the digital age, social media, media philosophy and art in the public domain. In the past years he worked as a consultant for the EU in Art and Technology and gave lectures in at Universities in Berlin, Valetta, Tilburg and Madrid. As a curator he worked on the intersection of art & law (TRADEMARKS festival) and on art & technology SCREEN IT festival (on the impact of our screen culture on digital art) and ‚Me, myself and I‘ (on the selfportrait in digital art). Currently, he is preparing ‚Ctrl-X‘ for Alt +1000 festival in Switzerland (on the representation of landscapes in digital art). In his presentation he will deal with conceptualizing and representing digital arts in exhibitions and festivals, translating and mediation of post-internet art to wider audiences and the position of digital arts in the current art world.
Die Ringvorlesung findet im Wintersemester 2022 in Präsenz statt. Gäste sind herzlich willkommen im THEATER. Die Vorträge werden aufgezeichnet und zeitnah unter https://kunst.uni-koeln.de/monthly/.
08. November 2022
18-19:30 Uhr
THEATER (Raum 2.212)
Das System Schule versucht beim Umgang mit den Begleiterscheinungen und Phänomenen der Digitalisierung lediglich einzelne Modifikationen an den internen Strukturen vorzunehmen, sucht das richtige Fach und hat dabei nicht bemerkt, dass es in seiner aktuellen Form darüber selbst obsolet geworden ist. Die dabei iterativ geführte Diskussion zum Einsatz digitaler Endgeräte bleibt beim ‚Wie‘ des Lernens stehen. Die grundsätzlich veränderten Umweltbedingungen und neuen Selbstverständlichkeiten digitaler Gesellschaften fordern aber vielmehr das ‚Was‘ des Lernens heraus, stellen sie doch gänzlich neue Anforderungen an junge Heranwachsende und damit auch an das System Schule.
In diesem Zusammenhang skizziert der Vortrag das Konzept des ‚medialen Anfangsunterrichts‘ und stellt über systemische Beobachtungen und Perspektivangebote die besonderen Potenziale des Kunstunterrichts bei der Vermittlung eines hinreichenden Verständnisses von den Formen der Kommunikation und den (Un-)Möglichkeiten ihrerKontrolle dar.
Willy Noll ist Lehrer und Kunstpädagoge und derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am IEEM der Technischen Universität Dortmund. In seiner Forschung entwirft er systemische Perspektiven auf die Vermittlung und den Erwerb grundlegender Qualifikationen zur Teilhabe an komplexer Kommunikation in der digitalen Gesellschaft und entwickelt in diesem Zusammenhang das Konzept des ‚medialen Anfangsunterrichts‘ für den Kunstunterricht (der Grundschule).
Die Veranstaltung ist öffentlich und findet im Theaterraum R2.212 statt. Parallel gibt es einen Online-Stream via Zoom. Alle Studierenden, Lehrenden, Mitarbeitenden, externe Interessierte etc. sind herzlich eingeladen. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie im Ilias Ordner Kunstpädagogische Positionen (Externe Interessierte melden sich bitte per Mail bei Nabi Wenke: nwenke@smail.uni-koeln.de.
23. November 2022
16-17:30 Uhr
THEATER (Raum 2.212)
Bildcredits: Françoise Foliot
Die Frage, welche Art von Akteur mit der sog. Künstlichen Intelligenz die kulturgeschichtliche Bühne betreten hat, stellt sich zunehmend auch für Pädagogik. KI wird gegenwärtig überwiegend in Bezug auf Themen wie Computer-Aided Teaching/Instruction, Computer-Aided Learning, AI-eLearning-Systeme, Educational Information-Systeme (zB. Scoring) und KI-Algorithmen erforscht. Dies provoziert kritisch-ethische Fragen in Bezug u.a. auf Transparenz, Fairness und Einfluss auf pädagogische Entscheidungsprozesse. Womit wir es jedoch eigentlich dabei zu tun haben – die Frage nach der anthropologischen Bedeutung von KI –, und welche bildungs- und grundlagentheoretischen Reflexionen dabei Orientierung jenseits pragmatischer und solutionistischer Anwendungsperspektiven gewähren können, bleibt bisher weitgehend offen. Der Vortrag fragt vor diesem Hintergrund nach der spezifischen Perspektive und dem spezifischen Orientierungspotenzial der Kulturellen Bildung und der Kunstpädagogik.
Prof. Dr. Benjamin Jörissen ist Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Kultur und Ästhetik und Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls für Kunst und Kultur in der Bildung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Forschung des Lehrstuhls zielt darauf ab, einen Beitrag zum Verständnis der Rolle der ästhetischen, künstlerischen und kulturellen Bildung in einer sich wandelnden und vielfältigen Welt zu leisten. Zu den Arbeitsfeldern gehören die Entwicklung einer pädagogischen Ästhetik- und Medientheorie, empirische Forschungen zur postdigitalen Kultur, darunter mehrere Forschungsprojekte zur Digitalisierung in der kulturellen Bildung, sowie UNESCO-bezogene und postkoloniale Perspektiven. Weiteres: https://joerissen.name/
Die Veranstaltung ist öffentlich, alle Studierenden, Lehrenden, Mitarbeitenden, externe Interessierte etc. sind herzlich eingeladen. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie im Ilias Ordner Kunstpädagogische Positionen (Externe Interessierte melden sich bitte per Mail bei Hannah Sommer: hsommer7@smail.uni-koeln.de).
18. Mai 2022
16-17:30 Uhr
online
Bildcredits: Anderton sf (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Percept_eye_tracking.png)
Computerkunst, Medienkunst, Digitale Kunst, Post Internet Art usw. – das Spektrum der kreativ-künstlerischen Auseinandersetzung mit digitalen Technologien ist breit. Aber was bedeutet es, wenn komplexe und vor allem anpassungsfähige algorithmische Architekturen in kreativ-künstlerischen Szenarien zum Einsatz kommen? Welche Rolle nehmen die künstlerisch Schaffenden dabei ein? Diese Fragen gewinnen angesichts der zunehmend beschleunigten Entwicklung in der Forschung um sogenannte Künstliche Intelligenz an Relevanz. Der Vortrag „Ästhetik – Subjekt – Bildung. Die (Un-)Berechenbarkeit der Künste“ nimmt daher das Verhältnis des Menschen zu komplexen Algorithmen-, Code- und Datenstrukturen in den Blick und fragt nach ihrer Bedeutung für artikulative Prozesse. Um sich algorithmischen Formen der Kunst zuzuwenden, um sie auf ihre Beschaffenheit hin zu befragen, wird die digitale Hermeneutik als methodologischer Rahmen herangezogen, die die ontologischen Voraussetzungen im Sinne der materiellen Beschaffenheit expliziert, die durch das Digitale zur Disposition stehen. Die methodische Herausforderung ergibt sich aus der Zugänglichkeit des Codes, der Algorithmen- und Datenstrukturen, die algorithmischen Kunstwerken zugrunde liegen – ohne dabei selbst in Erscheinung zu treten.
Juliane Ahlborn, M.A., studierte an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg Medienbildung und ist seit Juli 2020 Promotionsstipendiatin der Graduiertenförderung des Landes Sachsen-Anhalt. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Betrachtung von Algorithmen, Kunst und Subjektivierung.
Die Ringvorlesung findet im Sommersemester 2022 in Präsenz hybrid statt. Gäste sind herzlich willkommen im THEATER und/oder via Zoom. Die Zugangsdaten finden sie in Ilias. Externe Interessierte melden sich bitte über die Tutorin Jana Wodicka an.
Bildcredits: Natalia Yakovleva auf Unsplash
12. Januar 2022
18-19:30 Uhr
THEATER (Raum 2.212)
What it’s about
iBelieve is a performative experiment that takes the shape of an app: a 30-day inner and outer journey through non-mystical rituals that are tailored to you, your preferences, and your individual profile. It’s a mixture of sensual experiences, memories, and playful challenges that pave the way to a unique spiritual practice. iBelieve will lead you to create a personal form of spiritual practice. The app will guide you for 30 days to explore the world around and inside you through different performative practices.
Where do I sign up as a tester/ experiment participant
On ibelieveapp.com you will find all the necessary info about how to be part of our project.
Who are we
We are an independent collective of Romanian artists Elena Morar, Ilinca Hărnuț and Diana Miron, who specialize in performing arts. iBelieve is designed by Glitch Shop and developed by Cristian Stănescu. The project is realized within the framework of “Face to Faith” and made possible by the Sommerblut Cultural Festival in Cologne.
Why you need to be at the Sommerblut Festival, on the 22nd of May
The performative installation combines a sound performance and access to this app. Visual material makes visible a collection of thoughts, actions, images,and loci of an absent collective. It is a perspective on the world that the users of this app have shared with us during their iBelieve-journey.
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We are grateful for the invaluable help and contribution of professor Martina Leeker and her students from the Artistic Research seminar (University of Cologne): Maxima Schonhoff, Jana Sadlowski, Lia Kourti.
22. Mai 2022
16-19:00 Uhr
Das zweite Video der Staffel 6 unserer Interviewplattform methodsofart.net ist online! Darin spricht Anna Zett mit Kristin Klein über ihre künstlerische Arbeit. Anna Zett ist Künstlerin, Autorin und Gastgeberin partizipativer Performances. Ihre Arbeit verbindet subjektive Analyse und poetische Form mit einer spielerischen körperlichen Praxis. Das Ergebnis ihrer Arbeit sind u.a. Filme, Hörstücke und Installationen, wobei kollaborative Improvisation im Arbeitsprozess eine zunehmend wichtige Rolle spielt.
Website: annazett.net
Zum Interview. http://methodsofart.net/artist/anna-zett/
Methods of Art untersucht Kernfragen des „Kunstmachens“ und die Methoden künstlerischen Produktion. Die Reihe zielt darauf ab, sich diesen Fragen aus verschiedenen Blickwinkeln zu nähern und vielschichtige Ansätze, Konzepte, Strategien, Methoden, Ideen und Verständnisse von Kunst sichtbar zu machen.
Der tägliche Umgang mit Formen der Selbstdarstellung in Social Media gehören für Jugendliche zum medialen Konsumstandard, teilweise auch zur eigenen medialen Praxis der Repräsentation.
Gerade Frauen sind mehrheitlich der Beurteilung aufgrund ihrer äußerlichen Erscheinung ausgesetzt und haben gesellschaftlich oft einen gewissen Schönheitsdruck. Das Zuschreiben geschlechtstypischer Merkmale und Verhaltensweisen ist tief in unserer Gesellschaft verankert und wird oft unterbewusst von Generation zu Generation weitergegeben.
Die Verbindung vom Umgang mit künstlicher Intelligenz, einer feministischen Sichtweise, Funktionen der Selbstdarstellung in Social Media und einer künstlerischen Auseinandersetzung, bilden im Zusammenschluss die Idee für das Unterrichtsprojekt, das im Rahmen des Saloons vorgestellt wird.
Dora Celentano ist Künstlerin, Kunstvermittlerin und Kunstpädagogin. Sie studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Rita Mc.Bride und war Meisterschülerin von Prof. Stefan Kürten.
Arbeitskontexte: Museumsguide am Museum Folkwang Essen, Koordinatorin des Austauschprogramms in Düsseldorf der Malerei-Master-Studierenden der Alfred University New York, SoSe 2021 Lehrauftrag Grundlagen der Gestaltung an der Folkwang Universität der Künste. Sie arbeitet und lebt in Düsseldorf.
Alle Saloon-Veranstaltungen finden im Wintersemester 2021 online über Zoom statt. Die jeweiligen Zugangsdaten erhalten die studentischen Teilnehmer*innen über ihren ILIAS-Kurs. Externe Interessierte wenden sich bitte rechtzeitig per Email an die Veranstalter*innen:
Jane Eschment: jane.eschment@uni-koeln.de
Gesa Krebber: g.krebber@uni-koeln.de
Bildcredits: Dora Celentano
12. Januar 2022
18-19:30 Uhr
online
Symposium/Worklab: FR 10.12.21 + SA 11.12.21
Digitale Bilder zirkulieren weltweit und über sie werden auch politische und gesellschaftliche Ereignisse kommuniziert und kommentiert. Besonders Krisenszenarien – von #covid19 bis #capitol – befeuern die Bildproduktion und lassen Memes zu politischen Akteur*innen werden. dank memes markieren dabei einen Extremwert im Diskurs und verbinden Qualitäten zwischen Coolness, Weirdness sowie Spezialwissen entgrenzter Bedeutungsräume der Memekultur. Das Symposium/Worklabs ‘dank images’ sucht entlang des durchdringenden Gefühls eines Living in the End Times (Zizek) nach neuen Formen der visuellen Begegnung und kulturellen Aushandlung und untersucht trending and hidden Hashtags in einer kollektiven Field Study auf ihr (kunst)pädagogisches Potential.
Gäste sind herzlich willkommen und melden sich per Email bis zum 28.11.2021 (gern auch früher) über Jana Wodicka an.
Veranstaltungsort: Zoom via Uni Köln und Mozarteum
Seit einigen Jahren etablieren sich Reiseblogs in sozialen Netzwerken oder auf Websites. Hier dokumentieren Blogger_innen ihr Essen, ihre Unter- und Zusammenkünfte auf Reisen und machen so ihre Routen für Menschen andernorts nachvollziehbar und (in Gedanken) ›nach-gehbar‹. Auch bei Instagram zeichnet sich diese Entwicklung bereits seit Längerem ab, wobei Fotos und kurze Videos mit Hashtags versehen ›um die Welt gehen‹ und polychrone wie polylokale Reiseerfahrungen für die Betrachtenden möglich machen. Unter dem Hashtag #travelboomerang lassen sich seit 2016 so genannte boomerangs auf Instagram finden, die (angeblich) auf Reisen produziert wurden. Im Rahmen des Vortrages nehme ich die Darstellungen unter dem #travelboomerang zum Anlass für eine theoretische Reflexion spezifischer Bildpraxen im Kontext von Reisen. Denn vor dem Hintergrund, dass digitale (Mikro-)Formate wie boomerangs als Teil von »Digitalisierungsprozesse[n] zu einer Rekonfiguration von Praktiken der Wahrnehmung und des Wissens bei[tragen]« (Jörissen 2020, 341), wird die Notwendigkeit deutlich, sich im Anschluss an postkoloniale Lesarten mit derartigen Prägungen des Blickens zu befassen.
Dr. Lilli Riettiens ist Erziehungswissenschaftlerin und vertritt derzeit die Juniorprofessur für Mediendidaktik und Medienpädagogik an der Universität zu Köln. Sie forscht und lehrt zu Bildungs- und Subjektivierungsprozessen im Zusammenspiel von Gender, ›Kultur‹ und Medien und rückt dabei mit Blick auf Fragen der Digitalität auch Auswirkungen auf pädagogisches Handeln in den Fokus. Sie führte das Konzept Doing Journeys in den Forschungsdiskurs ein.
Soziale Medien ermöglichen es Nutzerinnen eigene Inhalte zu generieren und miteinander zu teilen. Die Plattformen befördern dabei über ihre technisch-gestalterische Verfasstheit spezifische Handlungs- und Kommunikationsmuster, die sich in die Beiträge der Nutzenden einschreiben. TikTok ist im Vergleich zu anderen Social Media Plattformen stärker auf die Bereiche Kreativität, Fiktion und Performance ausgerichtet. Im Zentrum der App stehen nutzerinnengenerierte Videoclips, die maximal eine Minute umfassen und über gemeinsame Sounds, identische Choreografien und thematische Kategorisierungen miteinander in Verbindung gesetzt werden. Der sogenannten #ForYou-Feed spielt Tanzperformances, Bildungsinhalte und politische Meinungsmache scheinbar gleichberechtigt nebeneinander aus und präsentiert sie den Nutzer*innen als mehrdimensionale Endlosschleife. Der Vortrag zeigt in diesem Kontext Affordanzen, Limitationen und kreative Aneignungsphänomene von TikTok auf und bildet diese auf die Produktions- und Rezeptionsgewohnheiten sowie die Erwartungshaltungen in Bezug auf die (ästhetische) Ausgestaltung der Inhalte ab.
Judith Ackermann ist Forschungsprofessorin für Digitale und vernetzte Medien in der Sozialen Arbeit an der FH Potsdam. Seit 2017 leitet sie anteilig das BMBF-Projekt „Postdigitale Kunstpraktiken in der Kulturellen Bildung“ (PKKB) und seit 2019 anteilig das Projekt „Digitale Inklusion im Kontext Sozialer Angststörungen“ (DISA). In ihrer Forschung befasst sie sich mit den Potenzialen der Digitalisierung für Gesellschaft und Kultur. Ackermann ist wissenschaftlicher Beirat der Akademie für Theater und Digitalität Dortmund und betreibt seit August 2020 als @dieprofessorin Wissenschaftskommunikation auf TikTok.
Künstlerische Forschung ist seit den 1990er Jahren en vogue und dabei zugleich heftig umstritten. Denn sie stellt im „Forschen mit ästhetischen Mitteln“ tradierte Vorstellungen von einer besonderen Befähigung zur Kunst oder der Ausgezeichnetheit eines künstlerischen Werkes ebenso in Frage wie solche von verlässlichem Wissen und objektivem Forschen. Letztere zeigen sich vielmehr als techno-mediale Produkte und damit als prekär, flüchtig und ungewiss. Auf Grund dieser epistemischen Ausrichtung soll dieser neue Bereich hierarchische, ausgrenzende und rationalistische Strukturen an Universitäten auflösen und sie hin zu einer Institution der Diversität erneuern können. Mit dem aus Künstlerischer Forschung aufkommenden, sogenannten „anderen Wissen“, das um die unhintergehbare Kontingenz der Existenz, die humane Verwobenheit im Materiellen und Umgebenden sowie die Unerreichbarkeit von Wirklichkeit „weiß“, sollen zudem ob einer großen anthropologischen Relativierung bessere und nachhaltigere Zukünfte sowie gerechtere Gesellschaften denkbar und somit möglich werden.
Im Vortrag soll allerdings nicht nonchalant dem Hype auf Künstlerische Forschung gefolgt, sondern sie vielmehr auf ihre kulturtechnische Funktionalität und Notwendigkeit in digitalen Kulturen hin befragt werden. Ausgangspunkt ist die These, dass sie da aufkommt, wo mit Digitalität Wissen, Subjekte, Handlungsmacht und als erreichbar und fix gedachte Wirklichkeiten zerbröseln. In Frage steht, welche Effekte Künstlerische Forschung im Kontext der Automatisierung von Wissen und dessen Überführung in Ungewissheit und Unsicherheit sowie im Rahmen der Immersion von Subjekten in techno-humane Handlungs-Ensembles haben könnte. Ziel ist es, Künstlerische Forschung ausgehend von dieser Analyse reflektiert für das Sein in und den Umgang mit digitalen Kulturen zu betreiben.
Martina Leeker ist Theater- und Medienwissenschaftlerin (Website). Bis 2018 war sie Senior-Researcher am „Centre for Digital Cultures“, Leuphana Universität Lüneburg. Dort erstellte sie u. a. die Interview-Serie: What are Digital Cultures? und initiierte die Buchreihe „Digital Cultures“ und ist Teil von deren Herausgeberteam.
Derzeit hat sie die Lehrvertretung des Lehrstuhls Ästhetische Theorie und Praxis am Institut für Kunst und Kunsttheorie, Universität Köln inne. Forschungsschwerpunkte sind: Digitale Kulturen, Theater/Performance und Digitalität, Art and Technology, Künstlerische Forschung, Mimesis, digitale Bildungstheorien sowie Forschung mit performativen Methoden in Speculation-Labs und Wissensperformances.
Seit Sommer 2021 konzipiert und organisiert sie Forschung zu Theater/Performance und Digitalität im „The Respectful Nettheatrechannel“ (YouTube) und experimentiert mit Performances auf dessen „Digital Stage“ bei TikTok.
Der Vortrag findet in Form einer Videokonferenz über Zoom statt. Gäste sind herzlich willkommen und erhalten den Link zur Zoom-Veranstaltung bei Tabea Alonso (talonso1@uni-koeln.de).
Bildcredits: Der Riese (1983), Dokumentarfilm von Michael Klier, mit Videos von Überwachungskameras. „Seine Bedeutung liegt weniger in der möglichen Suggestion eines Überwachungsstaates, […] als vielmehr im ungewöhnlichen Sichtbarwerden zufälliger Bewegungen, Begegnungen, Gesten und Ereignisse.“ (Lexikon des internationalen Films)
8. November 2021
16-17:30 Uhr
online