Die Ausstellung Never AFK umfasst Beiträge von zwölf Künstler*innen, die mit ihren Arbeiten auf das Phänomen der post-digitalen Liveness Bezug nehmen. Das Akronym AFK (Away from Keyboard), ein Ausdruck aus dem Gamer-Jargon, verweist in diesem Zusammenhang auf die Unverfügbarkeit der Spieler*innen und die Unterbrechung des Spiels beim Online Gaming. Doch was bedeuten Liveness und Unverfügbarkeit im gegenwärtigen Kontext?
Für das techno-ökonomische System der Gegenwart findet McKenzie Wark in seinem Essay “Gamer Theory” (2007) ein eindringliches Bild. Mit Bezug auf das Medium Computerspiel beschreibt er eine Welt, die zum totalen Spielraum geworden ist. Dieser globale gamespace kennt kein Außen mehr. Seine Strukturen gleichen dem unzulänglichen Leveldesign des alltäglichen Lebens. Der gamespace ist das imperfekte Abziehbild der glatten, amüsanten Welt des Computerspiels. Jede*r Akteur*in wird darin zur*m Gamer*in. Der “magische Kreis” (Johan Huizingas) des Spiels hat seinen festen Rahmen verloren und durchdringt die Gesellschaft wie ein dynamisches Netzwerk, an dessen Knotenpunkten die Performances der gesellschaftlichen Teilnehmer*innen ausgelesen und bewertet werden. Und so wird jede Handlung zu einem Spielzug, bei dem man Punkte gewinnen und verlieren kann. Die Frage nach on- oder offline stellt sich nicht mehr. Wer handelt ist live dabei, ob die Webcam läuft oder nicht. Aus Körpern werden Data Bodies, die in den virtuellen Raum diffundieren und dort neue Organe und Assemblagen bilden. Unverfügbarkeit ist nicht verfügbar. Wir sind alle Never AFK.
Im Rahmen der Ausstellung sind die Künstler*innen dazu eingeladen, sich in kurzen Online-Performances und Live-Streamings mit aktuellen Formen der Liveness auseinanderzusetzen. Die Arbeiten situieren sich zwischen spekulativem Rollenspiel, queerem Avatar-Design, antikolonialem Skype-Healing und reflexivem Chat-Symposium. Dabei erkunden sie Prozesse und Ästhetiken von Echtzeit-Interaktion, posthumanem Embodiment, kollektiver Autorschaft und post-gender Repräsentation an der Schnittstelle von Gaming-Culture, Social Media und zeitgenössischer Kunst.
Live-Performances und Videoarbeiten werden über die Streaming-Plattform Twitch online präsentiert und in den Ausstellungsraum übertragen. Für die Aufführungssituation gestaltet die Künstlerin Julia König ein immersives Setting zwischen Game Parcours und Ausstellungsarchitektur.
Never AFK findet im Rahmen der Veranstaltung Always On. Livestreaming und Spielkultur in Kooperation mit dem NRW-Forum Düsseldorf statt. Die Ausstellung wird kuratiert von Kristin Klein und Nada Schroer
LaTurbo Avedon
Marco Buetikofer und Lotte Meret Effinger
Sky M. J. Carranza
Dorota Gawęda und Eglė Kulbokaitė
Ann Hirsch
Julia König
Mareen Müller
OMSK Social Club
Paidia Institut
Eva Papamargariti
Tabita Rezaire
Theo Triantafyllidis
Eröffnung
15 Uhr
Dorota Gawęda und Eglė Kulbokaitė: The Death of an Avatar, 2015
15:30 Uhr
LaTurbo Avedon
17 Uhr
Mareen Müller: Sound Lacks II, 2019
17:45 Uhr
Marco Buetikofer und Lotte Meret Effinger: Datafiction, 2019
20 Uhr
Tabita Rezaire: LUBRICATE COIL ENGINE – DECOLONIAL SUPPLICATION, 2017-18
13 Uhr
Ann Hirsch: Tweet Anxiety, 2015
14 Uhr
Eva Papamargariti: Respawn, 2019
15 Uhr
Theo Triantafyllidis: Painting, 2018
16 Uhr
OMSK Social Club: Subversion as Tactic: A Personal Approach to the Irrational. Reflections on why we built/d Collective Imaginariums, 2019
17 Uhr
Sky M. J. Carranza: Parasitic Passivation (Live), 2019
18 Uhr
Die Veranstaltung Always On. Livestreaming und Spielkultur findet in Kooperation mit dem NRW-Forum Düsseldorf und ADA (Akademie der Avantgarde) statt.