Der Vortrag geht von der These aus, dass sich in der Digitalwirtschaft immaterielle kulturelle Produkte mühelos vervielfältigen lassen. Zudem sind sie leicht von anderen nutzbar und ihrer Anwendung unbegrenzt. Erfolgreich im Sinne des immateriellen Kapitalismus ist heute dementsprechend, wer durch Kontrollapparate diese Produkte vorenthält und somit künstlich Knappheit herstellt. Digitale Künstlerinnen wie Cornelia Sollfrank haben das schon vor Jahren verstanden. Mit ihrem Werk „net.art generator“ hat sie bereits 2000 ein Programm veröffentlicht, das Netz-Kunst auf Knopfdruck herstellt. Damit greift sie die Knappheit selbst an und führt den Kapitalismus ad absurdum.
Michael Seemann studierte Angewandte Kulturwissenschaft in Lüneburg. Seit 2005 ist er mit verschiedenen Projekten im Internet aktiv. Anfang 2010 begann er das Blog CTRL-Verlust zuerst bei der FAZ, seit September auf eigene Faust, in dem er über den Verlust der Kontrolle über die Daten im Internet schreibt. Seine Thesen hat er im Oktober 2014 auch als Buch veröffentlicht: Das Neue Spiel, Strategien für die Welt nach dem digitalen Kontrollverlust. Normal bloggt er unter mspr0.de, podcastest unter wir.muessenreden.de und schreibt unregelmäßig für verschiedene Medien. Er unterrichtet verschiedene Seminare an der Universität zu Köln und der Universität der Künste in Berlin. 2016 war er als Sachverständiger zum Thema Plattformregulierung im Bundestag. Er hält Vorträge zu den Themen Whistleblowing, Datenschutz, Urheberrecht, Internetkultur, Plattformen und die Krise der Institutionen in Zeiten des digitalen Kontrollverlusts. michaelseemann.de